, Frei Urs

Albert Anker Drucke gerettet

Neun Blätter mit montierten Farbtafeln (Mehrfarben-Kupfertiefdruck) mit Bildern von Albert Anker und ein Blatt mit Text in Schutzumschlag konnten wir aus dem Underground retten.

Nun suchen wir nach Kennern der Szene, die uns behilflich sind, Interessentinnen zu finden, die diese für einen angemessenen Betrag übernehmen möchten.

Die Beschreibung auf dem Textblatt:
«Albert Anker, 1831 im Seeländer Dorfe Ins geboren, studierte zuerst auf Wunsch des Vaters Theologie in Bern und Halle und widmete sich seit 1854 ganz der Malerei. Nach Studien in Paris, bei Gleyre, wo er sich früh auszeichnete, arbeitete er bis 1890 im Winter in Paris, im Sommer in Ins. Ab 1890 lebte er bis zu seinem Tode 1910 ständig in Ins. Er schuf eine große Zahl von Gruppenbildern, Stilleben und Einzelbildnissen, meist aus dem Seeländer Bauerntum, sowie eine Reihe historischer Gemälde. Er illustrierte auch einige Werke Gotthelfs.
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Albert Anker ist schon früh durch seine Gruppen- und Genrebilder aus dem bemischen Bauernleben weit herum bekannt geworden, und er dankt ihnen vor allem seinen Ruhm. Sein künstlerisch und menschlich Reifstes aber hat er vor allem in Darstellungen bäuerlicher Einzelgestalten gegeben, in Bildnissen von Kindern, Greisen, von jungen Bauernmädchen und alten Mütterchen. Mit sparsamsten Mitteln, ganz aufs Wesentliche konzentriert, hat hier die ihm eigene Einheit von warmer Menschlichkeit, von feinem psychologischen Verstehen und vornehmer malerischer Kultur eine gesteigerte Geschlossenheit erlangt.
In der kleinen Dorfwelt seiner Heimat Ins läßt er uns die ganze Spannweite gegensätzlicher Menschenschicksale erleben: von der ergreifenden Verlassenheit des «Pauvre Homme» zur säubern Häuslichkeit des fleißigen Dorfschneiders, vom Blühen zaubrischer Kindheit und scheuen Mädchentums zu Bildern greiser Menschen, in denen — man denke an die müde alte Mutter, die einsam ihre zerarbeiteten Hände überm Feuer wärmt — in einer kraftvoll erfaßten individuellen Gestalt die Welt des Alters wie zu einem Sinnbild zusammengefaßt erscheint. Gleichzeitig wird in diesen Bildern die reiche Skala seiner bei aller konservativen Stetigkeit wandlungsfähigen, beweglichen Maltechnik sichtbar, vom Atelierstil, der auch seinen Gruppenbildern eigen ist, zu den meisterlich flüssigen Aquarellen, von den kernigen Stilleben zur künstlerischen Höhe einiger Kinderbildnisse, in denen sich seine Malweise, gelöst von allen konventionellen Rücksichten, Impulse des Impressionismus aufgreifend, zu einer überraschenden Unmittelbarkeit und Freiheit aufschwingt und die zum Besten zählen, was Anker geschaffen.
So spiegelt sich in dieser Auswahl, die einige seiner Einzelbildnisse vereinigt, seine Eigenart mit besonderer Reinheit und Eindringlichkeit. Sie läßt uns verstehen, warum Anker über den Wandel der Stilmoden hinweg einen festen Platz in der Malerei unseres Landes und, was mehr wiegt, im Herzen des Schweizervolkes behauptet, dank der Echtheit seines Empfindens, die ihm, allem Künsteln und aller Manier fremd, die Sauberkeit seines malerisch-handwerklichen Könnens bewahrt, dank der feinen vergeistigenden Kraft, mit der er die Bauemwelt adelt und die uns aus allen seinen Gestalten als Abglanz seines eigenen Wesens entgegenleuchtet.
Hans Zbinden»